Miscanthus anbauen

Alles beginnt bei der Auspflanzung…

Die Bodenvorbereitung für die Pflanzung von Miscanthus, auch genannt Elefantengras oder Chinaschilf, sollte wie vor Maisanbau erfolgen, das heißt Pflugfurche im Herbst und eine Saatvorbereitung mit Egge oder Kreiselegge bei trockenem Boden im Frühjahr. Der Boden sollte bis auf eine Tiefe von max. 10-15 cm vor der Saat gelockert werden.

Als optimale Bestandesdichte für Miscanthus (Elefantengras)‚ Bestände haben sich 1 Pflanze je m² erwiesen. Zwar ist es möglich, die Pflanzdichten zu erhöhen, um Ausfälle im Anlagejahr zu kompensieren. Aufgrund gegenseitiger Konkurrenz fallen aber dichtere Bestände unter Umständen im Ertrag frühzeitig etwas ab. Mechanisierungsbedingt können Reihenentfernungen von 75 bis 100 cm gewählt werden.

Setzmaschinen

Maschinen für den Anbau können Sie von uns mieten!

Die Rhizomvermehrung ist kostengünstig, gewährleistet einen sicheren Auflauf der Miscanthus Pflanzen und kann normalerweise bereits nach dem zweiten Standjahr geerntet werden. Setzlinge (Rhizome) für die Aussaat werden aus bestehenden Miscanthus Mutterrhizomen gewonnen. Für die Pflanzarbeit können adaptierte Kartoffellegemaschinen verwendet werden. Die Rhizomabschnitte der Miscanthus Mutterpflanzen werden 8 bis 10 cm tief in den Boden eingelegt. Für eine besonders im Anlagejahr erforderliche zügige Entwicklung sollte der Boden allerdings auf 10°C erwärmt (etwa Mitte April bis Mitte Mai) und keine nennenswerten Frosteinbrüche mehr zu befürchten sein.

Rhizome

Nach der Saat ist ein Anwalzen der entstandenen Dämme unbedingt zu empfehlen. Dies fördert den‚ Bodenschluss der Miscanthus Rhizome und gewährleistet ein sicheres Auflaufen.

Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • einfache und kostengünstige Pflanzung
  • geringer Pflegebedarf bei sogleich hohem Ertrag (bis zu 19-24 t TM je ha und Jahr)
  • anpassungsfähige und nachgefragte Kultur
  • enorm wichtiger Beitrag zu einer klimaneutralen Zukunft – ein Hektar Miscanthus bindet bis zu 34 Tonnen CO2 pro Jahr!

Pflanzenschutz in Miscanthus

Da Miscanthus (Elefantengras) im Anlagejahr als konkurrenzschwach angesehen werden muss, ist es erforderlich, eine Verunkrautung im Pflanzjahr gezielt zu bekämpfen. Da für Miscanthus derzeit nur 2 PSM zugelassen sind kann folgende Auflistung nur als Empfehlung angesehen werden. Ein Ausbringen von Pflanzenschutzmittel in Miscanthus Beständen erfolgt auf eigene Gefahr. Grundsätzlich können in Miscanthus alle im Mais verwendbaren Mittel angewendet werden. Weiters anwendbar sind alle aus dem Getreidebau bekannten Wuchsstoffe (KV neu, Dicopur…) sowie die Wirkstoffe Isoproturon (Tolkan, Alon) Fluroxypyr (Starane) und Methusulofuron-methyl (Ally). Welche Mittel in ihrem Land zugelassen sind, erfahren Sie im Österreichischen Pflanzenschutzmittelregister, Deutschen Pflanzenschutzmittelregister oder Schweizer Pflanzenschutzmittelregister.

Aufgrund der hohen Anzahl verträglicher Wirkstoffe der jungen Miscanthuspflanzen ist eine Unkrautbekämpfung relativ leicht durchzuführen. Auf sulfonylhaltige Mittel (SL950, Titus, Harmony…) reagiert Miscanthus manchmal mit gelblicher Verfärbung der Blattspitzen und einer Wachstumsdepression, welche aber nach 3-4 Wochen wieder abklingt.

In der Regel muss im Pflanzjahr eine weitere Unkrautbekämpfung etwa Anfang Juli erfolgen, wenn größere Mengen an Disteln, Ampfer und anderen Problemunkräutern, den jungen konkurrenzschwachen Miscanthus Pflanzen das Leben schwer machen. Dies kann relativ günstig mit einem Wuchsstoff erfolgen. Später im Herbst auftretende Unkräuter sollten nicht weiter beachtet werden, da sie für den abreifenden Miscanthus (Elefantengras) Bestand keine Konkurrenz mehr darstellen. Diese frieren über dem Winter ab oder werden im Frühjahr ab Ende März mit einer Mischung aus Glyphosat (2-3l) und der Zugabe von 3l Stomp (vorbeugend gegen neu auflaufende Unkräuter) bekämpft.

VORSICHT:
Roundup nicht auf neu austreibende Miscanthus Triebe ausbringen!


Düngung in Miscanthus

Im Pflanzjahr ist eine Stickstoffdüngung des Miscanthus Bestandes nicht notwendig, da diese die Abreife der jungen Pflanzen verzögern und die Gefahr des Auswinterns erhöhen kann. Bei geringer Nährstoffversorgung des Standorts mit Kalium, Phosphor oder Magnesium können mäßige Gaben von bis zu 30 kg/ha P2O5, 70 kg/ha K2O und 20 kg/ha MgO sinnvoll sein.

Im ersten Standjahr wird im Sinne einer raschen Bestandskräftigung und Bestandsetablierung die Düngung von 50 – 70 kg/ha N, 40 – 60 kg/ha P2O5, 80 – 150 kg/ha K2O und bis zu 30 kg/ha MgO empfohlen.

In den weiteren Jahren erfolgt eine Düngung entsprechend des Ertrages und der damit verbundenen Abfuhr an organischer Masse. Im abgereiftem Zustand entzieht Miscanthus je Tonne Pflanzenmaterial ca. 2,0 kg N; 0,1 kg P2O5; 3,5 kg K2O und 0,1 kg MgO.

Eine mögliche Düngung für etablierte Miscanthus Bestände beliefe sich somit pro ha auf ca. 60 – 80 kg N, 10 – 20 kg P2O5 und 80 – 100 kg K2O. Grundsätzlich ist Gülle zu Miscanthus positiv zu bewerten, problematisch ist jedoch der Blätterteppich, der eine Ausbringung direkt auf den Boden erschwert und N-Abgasungen begünstigt.


Ernte

Im ersten Jahr ist eine Nutzung des Miscanthus Bestandes nicht sinnvoll. Miscanthus Pflanzen reifen ab Oktober ab und bleiben über den Winter stehen. Die Nährstoffe werden in das Rhizom eingezogen, was eine Kräftigung bewirkt und die Überwinterungssicherheit verbessert. Der Aufwuchs kann abgemulcht werden. Auch wenn er stehen bleibt, führt das zu keiner Behinderung des Neuaustriebs, sondern bekräftigt ihn unteranderem.

Der Erntezeitpunkt richtet sich nach dem Wassergehalt des Materials und beginnt theoretisch im Ende Februar und kann noch erfolgen, wenn der Neuaustrieb der Rhizome beginnt. Die Ernte sollte jedoch nicht vor Ende März bzw. Anfang April erfolgen. Bei  Erntezeitpunkten nach Mitte April weist Miscanthus in der Regel einen Trockensubstanzgehalt von 90% und mehr auf und ist uneingeschränkt lagerfähig. Bezogen auf diese Erntefeuchtigkeiten hat Miscanthus einen Brennwert von etwa 4.500 kWh pro Tonne!

Die Ernte kann auf unterschiedliche Arten erfolgen:

Maishäcksler mit reihenunabhängigem Schneidwerk

Es wird klassisch „gemext“. Das Miscanthushäcksel besitzt ein Raumgewicht von ca. 100-120 kg/m³. Bei Verwendung eines Abschiebewagens mit dem das Miscanthus Häckselgut vorverdichtet wird, erhöht sich das Raumgewicht auf 120-140 kg/m³. Die Ernte kann auch mit kleineren Maschinen, wie einem Traktor mit Maisvorsatz erfolgen.

Ballenproduktion auf unserem Betrieb

  1. Sobald das Miscanthus und der Boden ausreichend abgetrocknet und die erste Schönwetterperiode im Frühjahr kommt, beginnen wir mit der Ende (Ende März/Anfang April). Mit dem Frontlader wird der Bestand niedergedrückt und anschließend mit dem Schlegelmulcher gemulcht. Erträge bis zu 24 to pro Hektar und Jahr überzeugen uns immer wieder von der Nachhaltigkeit, sowie Anspruchslosigkeit und der guten Anpassung an den Klimawandel des Miscanthus.
Ernte eines zweijährigen Bestandes

  1. Nach erfolgtem Häckseln und ausreichender Abtrockung des Mulchmaterial, schwaden wir unsere Flächen mit einem Sternradschwader. Auch herkömmliche Kreiselschwader sind für diesen Arbeitsvorgang möglich. Uns überzeugte jedoch ein Sternradschwader, aufgrund der geringen Anschaffungskosten, der simplen Bauweise sowie der hohen Schlagkräftigkeit (bis zu 3 ha pro Stunde).
Sternradschwader im Einsatz
  1. Eine hohe Pressdichte von bis zu 200 kg/m³ sprechen für Hochdruckquaderballen-Pressen bei der Ernte von Miscanthus. Bei einem Gewicht je 500 kg der Großquaderballen ist somit eine platzsparende Lagerung möglich.
Hochdruckballenpresse erzeugt Ballengewichte mit 500 kg

Fernwärme basierend auf Miscanthusstroh

Die Gemeinde Pichl bei Wels hat mit dem Anschluss ihrer Gebäude an die Biomasse Heizanlage Weitblick und Innovationsfreude bewiesen und dieses Projekt überhaupt erst möglich gemacht. Alle öffentlichen Gebäude in Pichl bei Wels (Volks – und Hauptschule, Kindergarten, Gemeindeamt, Pfarrhof, Gewerbliche Bauten, Landesmusikschule, Arztpraxis, sowie private Abnehmer) werden mit Fernwärme aus Biomasse (Miscanthus- und Getreidestroh, sowie Hackgut) versorgt.
In Pichl wächst der Brennstoff sozusagen direkt vor der Haustüre und muss keine Transportwege zurücklegen. Biomasseanlagen stehen trotz sehr hoher Investitionskosten (teure Entwicklung- geringe Stückzahlen) heute in Konkurrenz mit anderen Energieformen. (Öl, Gas, Strom…) deren wahre Kosten bisher keine Berücksichtigung im Preis finden.

Unsere Heizanlage seit dem Jahr 2002 in Betrieb

Würde auf Öl eine Steuer aufgeschlagen die die wahren Folge-Kosten des Treibhauseffektes oder die Kosten von Öltankerkatastrophen auffängt wären diese Energieformen unbezahlbar. Dies trifft sinngemäß natürlich auch für Erdgas zu, das von seiner mächtigen Lobby immer als umweltfreundlich dargestellt wird. Auch jeder der heute eine Wärmepumpe betreibt muss sich im Klaren sein, dass der Strom in der Heizzeit zu einem großen Teil aus kalorischen bzw. Atomkraftwerken kommt. Biomasse ist die einzige Form der gespeicherten Sonnenenergie, die nachhaltig ohne Schäden für zukünftige Generationen unbegrenzt genutzt werden kann. Die Wertschöpfung bleibt in der Region und jeder der dazu beiträgt, unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden ist nicht nur ein Bewahrer der Umwelt, sondern hilft auch, künftige Kriege zu vermeiden, die jene führen die es nicht schaffen ihre Volkswirtschaft aus der Umklammerung fossiler Energieformen zu lösen.

Speziell angebaute Energiepflanzen sollen in absehbarer Zeit den weitaus größten Teil der Energie liefern.

Leider ist es wie bei vielen anderen gut gemeinten europäischen Willenserklärungen hier auch nicht anders:

Man ist sich einig das etwas geschehen soll, es fehlt jedoch an der Umsetzung bzw. der Schaffung von Rahmenbedingung die eine Umsetzung überhaupt erst ermöglichen. Die nationale Politik ist gefordert endlich gesetzliche Emissionsgrenzwerte für Brennstoffe wie Stroh und Getreide einzuführen. Längst ist eine Besteuerung der fossilen Energieträger überfällig um so die Entwicklung am Sektor der erneuerbaren Energien voranzutreiben. Dies würde eine Vielzahl von Arbeitsplätzen schaffen, bzw. sichern. Am Beispiel von Schweden oder Dänemark kann man sehr gut sehen welche positiven Auswirkungen solche Maßnahmen auf die Entwicklung der erneuerbaren Energien hat.

Erneuerbare Energien sind eine historische Notwendigkeit und zugleich eine große Chance für die Umwelt, Wirtschaft und internationale Sicherheit, sowie im Kampf gegen den Klimawandel. Je länger wir den Umstieg aufschieben desto unbezahlbarer werden die Folgen werden.


Biologie

Miscanthus (Chinaschilf oder Elefantengras)

Miscanthus, auch genannt Elefantengras oder Chinaschilf, ist ein ausdauerndes Süßgras (Unterfamilie Panicoideae, Tribus Andropogoneae), das bis zu 4 m hohe Bestände bildet. Die aus dem unterirdischen Rhizomsystem (Wurzeln) austreibenden beblätterten Halme sterben im Herbst ab. Im Frühjahr treiben Halme neu aus den Wurzeln aus.
Die zweizeilig angeordneten Blätter bestehen aus einer langen, stängelumfassenden Blattscheide und einer 2-3 cm breiten, langzettlichen, dunkelgrünen Spreite.

Die zweiblütigen Ährchen sind in Form endständiger Rispen angeordnet, die aufgrund langer Haare an der Ährchenbasis ein silbriges Aussehen haben. In Mitteleuropa kommt Miscanthus in warmen Sommern zwar auch zur Blüte, keimfähige Samen werden jedoch nicht ausgebildet. Eine Vermehrung findet hier daher ausschließlich vegetativ (über Wurzelteile/Rhizome) statt.
Als C4-Pflanze ist Chinaschilf wärmeliebend (Maisstandorte).
Miscanthus x giganteus ist vermutlich eine Hybride aus Miscanthus sachariflorus und Miscanthus sinensis. Diese Hybridart zeichnet sich durch eine sehr hohe Biomassebildung (bis zu 24 t TM pro ha) aus und wird bis zu 4-5 m hoch.

Tau am Morgen auf Miscanthus

Herkunft

Chinaschilf stammt ursprünglich aus Südostasien (u.a. China, Japan und Korea), wo es in subtropischen bis subarktischen Klimabereichen vorkommt. Erst 1935 wurde eine spezielle hochwüchsige Sorte, Miscanthus x giganteus, von Japan über Dänemark nach Mitteleuropa eingeführt.


Vielseitige Verwendungsmöglichkeiten

Miscanthus ist ein Alleskönner – sowohl als Faserpflanze, Energiepflanze oder stofflicher Nutzung für beispielsweise Dämmmaterial.

Energetische Verwertung von Miscanthus-Biomasse der Ganzpflanze

Energiegewinnung durch Verbrennen, Verflüssigen oder Vergasen

Stoffliche Verwertung von Miscanthus als Faserpflanze

Verwendung in der Bauindustrie mittels Dämmplatten und Schüttdämmung, Lehmbau (Wände), (Reet-) Dachdeckung, Leichtbeton und Putz, Windschutz u. a.