Landwirt als Energieproduzent

Mit der Aufnahme neuer Beitrittsländer in der Europäischen Union wird das Produktionsniveau der dortigen Landwirtschaft stark steigen und insgesamt wird sich die Landwirtschaft auf eine riesige Überproduktion zu bewegen. Der derzeit stattfindende Preisverfall landwirtschaftlicher Produkte wird sich noch mehr verstärken und beschleunigen.

Experten sprechen von einem Überhang von 30 Mio. Hektar landw. Flächen nach der Osterweiterung, die nicht für die Nahrungsmittelproduktion oder als Grundlage für Milch und Fleischproduktion benötigt werden. Würden große Teile dieser überschüssigen Flächen für die Energieproduktion herangezogen werden, könnte dies zur Lösung der Überschussproblematik und den damit verbundenen Preisverfall beitragen.

Miscanthus ist aufgrund seiner ökologischen und ökonomischen Eigenschaften eine Energiepflanze der ersten Wahl. Miscanthus hat mit Abstand das höchste Potential an Trockensubstanzbildungsvermögen aller Energiepflanzen. Auf guten Böden in landwirtschaftlichem Intensivgebiet kann mit Trockenmasseerträgen von 15 bis 20 Tonnen gerechnet werden. In Heizöl umgerechnet entsprechen diese einer Menge an Heizöl EL von 5500 bis 8000 Liter/ha – ein riesiges Energiepotential das vor unserer Haustüre wachsen könnte.
Was die genauen Erträge betrifft liegen abgesicherte 8-jährige Versuche von Herrn DI Roland Mayr vom Bundesamt für Agrarbiologie an 7 oberösterreichischen Standorten vor. ( Miscanthuserträge in OÖ, 0 B)

Folgende Tabelle vergleicht jeweils den „Energie Input = Energieaufwand“ mit dem „Energie Output = Energieertrag“ verschiedener Pflanzen.

PflanzeEnergieinput (MJ/ha)Energieoutput (MJ/ha)Verhältnis
Miscanthus9.223300.00032.53
Energieholz6.003180.00029.99
Hanf13.298112.0008.46
Weizen21.465189.3388.82
Raps19.39072.0003.7
Tabelle zu Energie-Input / Output Verhältnis

Hier zeigt sich ganz besonders deutlich das hervorragende Verhältnis von Aufwand zu Ertrag bei Miscanthus. Dies resultiert neben der hohen Trockenmasseerträge vor allem aus den sehr geringen Produktionskosten: Die Pflanzen brauchen nach der Etablierungsphase (2 Jahre) keinen Pflanzenschutz mehr. Die Düngung erfolgt großteils durch die Mineralisierung der über den Winter abfallenden Blätter. Weiters sind nach erfolgter Pflanzung keine Bodenbearbeitungsmaßnahmen mehr erforderlich.

Gerade in Acker- und Wiesenreichen Gebieten würde sich der Anbau von Miscanthus anbieten. Miscanthushackgut kann in herkömmlichen Hackschnitzelfeuerungsanlagen bis zu einer Menge von 30-50 % ohne Probleme mitverfeuert werden.

Auch für die Produktion von Biogas ist Miscanthus hervorragend geeignet. Mit Hektarertragen von bis zu 25 to TM (höhere Erträge als bei einer Ernte im Frühjahr, da die gesamte Blattmasse mitgeerntet werden kann) und einem Gasertrag von etwa 500 l/kg oTS können so etwa 80.000(!)kWh Energie pro Hektar produziert werden.


Was die Produktion von Miscanthus besonders auszeichnet

  • Überschüssige Stilllegungsflächen bzw Wiesenflächen können einer sinnvollen Nutzung unterzogen werden.
  • Die gesamte Produktionskette von Miscanthus ist vollständig mechanisierbar und kann mit herkömmlichen landw. Maschinen durchgeführt werden.
  • Das finanzielle Risiko für Landwirte ist minimal: Durch Auspflanzen von selbst gewonnenen Wurzelteilen, können die Anlagekosten sehr niedrig gehalten werden.
  • Durch die Tatsache, dass bei der Miscanthusproduktion Erntegut mit einer Feuchte von nur 8% -16% gewonnen wird, ergibt sich eine Wärmeenergieleistung die dem zwei- bis dreifachen von schnellwachsenden Gehölzen entspricht und somit auch der wirtschaftliche Anreiz für Landwirte zum Anbau gegeben ist.
  • Das einfache Umbrechen von nicht mehr gewünschten Kulturen: Mit herkömmlichen Ackergeräten bzw. Pflanzenschutzmittel lassen sich Miscanthusbestände problemlos entfernen. Es fallen keine teuren Rodungskosten an.

Nicht außer acht zu lassen sind die großen ökologischen Vorteile der Miscanthusproduktion:

  • Wissenschaftler der BOKU Wien bestätigen auf Miscanthusflächen eine eindeutige Senkung des Nitratgehaltes.
  • Sehr geringer Düngerbedarf (ca. 20% von herkömmlichen Kulturen) und ab dem Schließen des Bestandes (3. Jahr) ist kein Pflanzenschutz mehr nötig.
  • Deckung und Äsung im Winter für Vögel und Wildtiere.
  • Bereicherung der Kulturlandschaft, besonders in der Winterzeit.